© Skipper-Titus 2020
NAVIGATION
Ein Buch mit sieben Siegeln?
Die Navigation ist mit die wichtigste Aufgabe eines Skippers an Bord. Er sollte in der Lage sein, seinen
aktuellen Standort und seinen Kurs zu bestimmen! Für das Binnenrevier ist das alles gar nicht so
schwierig. Die Tonnen, die auf größeren Gewässern existieren, befinden sich auch alle in der Karte.
Passiert man eine Tonne, kann man die Beschriftung als Hilfe nehmen. Jede Tonne ist inklusive
Beschriftung in der Karte eingezeichnet.
Mich hatte letztens ein Skipper angemailt, der wissen wollte, wo er Infos für eine Tour in Holland mit
einem 5m breiten Schiff bekommen könnte. Hier meine Antwort, die für jeden Skipperanfänger
interessant sein dürfte:
Um Informationen über Durchfahrtshöhen, bzw. Breiten für Holland zu erhalten, sind die Karten vom
holländischen ANWB (www.anwb.nl) sehr hilfreich. Auf ihnen sind sämtliche Wasserstraßen mit Tiefen-
Angaben, Brückenangaben (beweglich oder feststehend, Höhen und Breiten) sowie Anlegestellen
verzeichnet. Die Angaben sind meistens in Dezimeter angegeben. In der Regel liegen sie auf jedem
Charterschiff aus. Jeder gut sortierte Freizeitmarkt mit Wassersportabteilung führt diese Karten. Für
weitere Infos gibt es noch den Watersportalmanaak. Es hat die Form eines etwas dickeren
Taschenbuches. In ihm stehen zu fast jeder Stadt oder Dorf, sämtliche Infos über die vorhandenen
Brücken, deren Maße, sowie den Öffnungszeiten. Auch dieses Buch ist an Bord jedes Charterschiffes
Pflicht.
In den Karten sind, neben den Durchfahrtshöhen, auch wichtige topografische Gegebenheiten
(Hochspannungsleitungen, Achtung Segler!), freie Anlegeplätze (freie = kostenlos/Marrekrite).
Was heißt Marrekrite? Marrekrite-Liegeplätze befinden sich in der Regel mitten in der Natur. Du kannst
dort festmachen und auch übernachten. Meistens steht dort auch ein Abfallcontainer, so daß Du Deinen
Müll dort umweltgerecht entsorgen kannst. Liegeplätze werden in der Karte vom ANWB als kleine rote
"Männeken" dargestellt, ein roter, runder Punkt auf einem Zylinder. Sieht halt aus wie ein kleines
"Männeken".
Hier mal ein kleiner Ausschnitt:
Sieht auf dem ersten Blick schlimmer aus, als es eigentlich ist. Nach einem kurzen Moment der
Eingewöhnung, bzw. Orientierung, erkennt man die einzelnen Liegeplätze, die Brücken, markante
Straßen, etc. Quelle: ANWB Wasserkarte Fryslan, www.anwb.nl.
Die Karten vom holländischen ANWB gibt es in unterschiedlichen Ausgaben und beinhalten somit die
unterschiedlichen holländischen Fahrgebiete. Also bitte sich vorher im Klaren darüber sein, wo man hin
will und dann die entsprechende Karte kaufen.
Beabsichtigt man, größere Gewässer, wie zum Beispiel das Ijsselmeer zu befahren, wird es wesentlich
aufwändiger. Das Ijsselmeer ist ein Gewässer mit vielen Tücken. Es gibt dort Untiefen, schnell
wechselndes Wetter, hohe Wellen, in Teilbereichen Berufsverkehr. Also alles, was eine Navigation
bedingen, bzw. auch erschweren können. Nichts desto trotz ist das Ijsselmeer ein interessantes
Fahrgebiet, gerade auch wegen der Navigation. Es gibt amtliche Seekarten, ohne die man auf gar
keinem Fall auf´s Ijsselmeer fahren sollte. Auf ihr sind sämtliche Infos über Tiefen, Betonnung und
Fahrwasser verzeichnet.
Wer noch nie auf dem Ijsselmeer war, oder sogar keine Ahnung von Navigation hat, sollte das Ijsselmeer
auf gar keinem Fall befahren! Zu gefährlich! Das Befahren des Ijsselmeeres mit einem Motorboot bei
mehr als 4 Bft. ist nicht zugelassen. Mein Vercharterer gibt jedem Skipper persönlich eine sogenannte
Ijsselmeerfreigabe, die aber nur bis Windstärke 4 gilt.
Darüber hinaus ist das Befahren des Ijsselmeeres verboten!
Und das finde ich auch richtig so.
Wenn eine Seenotrettung erforderlich wird, riskiert man nicht nur das Leben seiner Crew und sein
eigenes, sondern auch das derer, die einem in dieser Situation zur Hilfe eilen müssen. Manche sagen
zwar: Es ist ihr Job! Aber auch sie haben Familie! Also bitte nichts riskieren! Setzt Euch ein paar Stunden
auf Euren Hosenboden, macht den SBF See. Während den Unterrichtsstunden bekommt Ihr alles
Wissenswerte vermittelt. Aber auch, wenn Ihr den SBF-See habt, beherzigt bitte die folgenden Sätze:
Klar, es gibt für alles ein erstes Mal, aber man sollte, meiner Meinung nach, seine erste Ijsselmeertour
mit Leuten machen, die schon mal auf dem Ijsselmmer selber gefahren sind und sich im Thema
Navigation auskennen. Sie können einem zeigen, worauf man achten muß.
Für mich wird die kommende Tour auch eine kleine Premiere: Ich fahre zum ersten Mal mit einem
Motorschiff auf das Ijsselmeer. Ich kenne das Ijsselmeer von meinen Segeltouren, bin also kein
Frischling mehr. Was mich ein wenig "kirre" macht, ist folgender Umstand:
Wenn der Motor ausfällt, bin ich manövrierunfähig! Als Segler hat man da mehr Möglichkeiten... :-) Ich
muß mich erst daran gewöhnen, dass ich mich auf dem Ijsselmeer von einer Maschine abhängig mache.
Es gibt auch auf dem Ijsselmeer eine Betonnung, an der man sich im Groben orientieren kann, die
Tonnen sind in der amtlichen Karte (Nr. 1810) verzeichnet. Aber Vorsicht! Die Tonnen sind teilweise sehr
weit auseinander, so dass man sie auf dem Wasser visuell nicht verbinden kann, d.h. man kann daraus
keine Kurslinie erkennen. Man kann immer in Sichtweite zum Festland fahren, das dauert zwar länger,
aber markante Punkte an Land (Türme, Windräder, o.ä.) sind, in der amtlichen Karte, ebenfalls
verzeichnet. Doch auch das birgt Gefahren: Gerade in Ufernähe gibt es zahlreiche Vogelreservate,
Fischgründe, Schwimmzonen und Untiefen. Zu nah darf man also auch nicht an das Ufer!
Für alle die, die sich mit Navigation auskennen, ist der Besitz eines GPS-Empfängers von Vorteil. Er
zeigt einem die momentane Position an. Überträgt man diese Position in die amtliche Karte, hat man
seinen augenblicklichen Standort. Bewegt man sich auf dem Wasser vorwärts, kann man nach 5 oder 10
min. eine weitere Positionsbestimmung vornehmen und diese Position ebenfalls in der Karte eintragen.
Verbindet man nun diese beiden Positionen, ergibt sich daraus eine sogenannte Kurslinie. Man weiß
nun, in welcher Richtung man unterwegs ist.
Doch bitte aufgepasst! So eine Navigation birgt Risiken: die Batterien sind alle, der GPS-Empfänger ist
defekt, das GPS-Signal kommt nicht an! Sich bei der Navigation ausschließlich auf einen GPS-
Empfänger zu verlassen, ist (mir persönlich) zu gefährlich. Es ist für mich lediglich ein Hilfsmittel, um
meine eigentliche Navigation zu unterstützen. Die "Navigation zu Fuß", ist immer noch die verlässlichste
Navigation!
Mehr möchte ich zum Thema Navigation nicht schreiben. Es gibt zahlreiche Literatur! Ich habe dieses
Thema nur aufgegriffen, weil ich einige Skipper kennen gelernt habe, denen es gelinde gesagt, am "Ar..."
vorbei ging, was Navigation bedeutet, oder in welche Gefahren sie sich begeben. Ich hatte auch schon
einen "Skipper-Kollegen", der fand das angeblich total lustig, dass ein Hubschrauber über ihn kreiste und
er gefragt wurde, ob alles in Ordnung sei. Er war lt. seiner Aussage bei Windstärke 8 mit einem 9m-
Gleiter auf das Ijsselmeer gefahren. Noch Fragen? Ich hatte keine mehr!
Deshalb noch einmal in aller Deutlichkeit:
Bevor Ihr ein Gewässer befahrt, wie zum Beispiel das Ijsselmeer, macht Euch bitte vorher schlau!
Besucht eine VHS oder eine Bootsschule! Macht den SBF-See. Das vermittelte Wissen hilft Euch ganz
bestimmt, und verhindert, dass ihr zu einem Seenotfall werdet. Danke!
Diese Seite ist keine Navigationsanleitung!
Ihr seid als Skipper für Eure Navigation selbst verantwortlich, nicht i c h !
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