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Törn 10
Törn 10 mit der AQUA AMOR 29.04. - 02.05.2011
Relativ kurz entschlossen, buchten wir für 3-4 Tage die AQUA AMOR. Unser Vercharterer war wieder AQUALUX
(www.aqualux.nl) Die Buchung verlief, wie immer, reibungslos. Das ist gefühlt mittlerweile Standard bei
AQUALUX. :-)))
Nachdem der Chartervertrag auf unserem Tisch lag, konnte die Reise auch schon fast losgehen. Als Crew gab
es Bewährtes: Gabi, Christa, Josef, Christoph und meiner einer.
Josef ("Olli"), Christa, Christoph und Gabi haben sichtlich Spaß an Bord.
Als Besonderheit möchte ich an dieser Stelle ein Treffen erwähnen:
Durch meine Homepage lernte ich Werner kennen. Er hat irgendwann einmal beim Stöbern im Internet meine
Homepage entdeckt. Nach einigen E-Mails, die meistens mindestens 3-4 DinA4 Seite füllen könnten (schreiben
beide halt gerne...), stand fest:
Wenn wir es mal hin bekommen sollten, würden wir uns auf dem Wasser treffen wollen.
Nun war es soweit!
Werner machte mit seiner Frau Monika und Sohnemann Fabian an Bord der LEONIE zwei Wochen Urlaub auf
dem Wasser. Ihr vorletzter Urlaubstag an Bord der LEONIE war gleichzeitig unser erster Tag an Bord der AQUA
AMOR! Was lag da also näher, als sich zu treffen?
Wir vereinbarten, dass ich mich telefonisch bei ihm melden würde, sobald wir in Sneek angekommen sind.
Wir fuhren am Freitag den 29.04.2011 um 8:30 Uhr aus Marl los. Das Raumwunder "Skipper-Mobil" (Renault
Espace) war schnell voll geladen, so dass wir zeitig los kamen. Bevor wir um 14 Uhr die AQUA AMOR
übernehmen durften, wollte ich unbedingt noch einen Abstecher bei 2 weiteren Vercharterern machen.
Zum einen wollte ich mir den Nachfolger von Euro-Charter anschauen. Außerdem stand noch ein Besuch bei
AQUANAUT auf meiner "to-do-list".
Der Euro-Charter-Nachfolger Waterpoort liegt etwas vor dem eigentlichen Wassersportgebiet T´Ges. Auf dem
früheren Weg nach Euro-Charter ist der neue Heimathafen der "Nüssingschen" Schiffe nun auf der
Einsteinstraat. Wenn man an den großen Silos vorbeikommt auf der linken Seite.
Bei Waterpoort angekommen, testete ich gleich meine neu erworbenen Niederländisch-Kenntnisse.
Huch, es klappte! Man verstand, wer ich war, und noch besser, was ich eigentlich wollte...
Geht doch!
Zu meiner Überraschung teilte man mir mit, dass Andre Nüssing, ehemals Euro-Charter, auch da sei. Er war in
einer der dort angrenzenden Hallen und schliff gerade einen Bootsrumpf für eine Neulackierung.
Es gab ein großes Hallo und bei einem Copje Coffie wurde erst einmal ein wenig getratscht. Hatten wir uns doch
fast 1,5 Jahre nicht mehr gesehen!
Ein erster Blick auf eines meiner früheren Lieblingsschiffe, der Sailing Home, trieb mir fast die Tränen in die
Augen! Aus dem ehemals strahlend-weißen Stolz der friesischen Kanäle war nun eine Kombination aus immer
noch strahlend-weißen Aufbauanstrich und auf dem ersten Blick dunkelblauem Rumpf geworden.
Wie sich später herausstellen sollte, war das ein aber wohl ein Trugschluss.
Nun ja, es läßt sich vortrefflich darüber streiten, was denn nun schöner ist.
Mein ganz persönlicher Favorit ist der "alte" Anstrich.
Alte Bekannte sah ich im Hafen. Roling Home, Jantina, Ramona und eben die Sailing Home. Alle "blau"-
weiß........................ 8-/
Wem die Farbgebung egal ist, der wird dort sicherlich eine immer noch gute Sailing Home und eine nicht
weniger schlechte LEONIE vorfinden. Nach einer halben Stunde verabschiedeten wir uns und machten eine
Stippvisite bei AQUANAUT, die ebenfalls in Sneek zuhause sind.
Sie haben Schiffe im Verkauf, Gebrauchtboote, so wie Charterschiffe, die größtenteils neueren Datums sind.
Auch hier ließ ich meine neu erworbenen Niederländischkenntnisse „aufblitzen“. Wieder verstand man mich! 8-)
Wir durften an Bord einer der "European Voyager" gehen und uns mal umschauen.
Respekt!
Das Layout des Schiffes ist komplett anders, als wir es bisher gewohnt waren. Manches besser, aber auch
Manches sehr gewöhnungsbedürftig. Aber auch hier gilt: die Geschmäcker sind verschieden, da lässt sich nicht
drüber streiten.
Ist aber mal eine interessante Alternative.
Nachdem wir uns umgeschaut hatten, machten wir uns auf den Weg nach AQUALUX in Ijrnsum.
Dort stand unsere AQUA AMOR für 14 Uhr abfahrbereit.
Die AQUA AMOR im Vordergrund. Dahinter die AQUA ISARA. Zu guter Letzt die imposante AQUA NAVITA. Mit
16,50m Länge eines der längsten Schiffe auf dem Chartermarkt. Das Schwesterschiff, die AQUA MAGNUS,
hatten wir im Oktober 2009 (siehe Törnbericht)
Auf dem Weg dorthin, nahm ich mit Werner Kontakt auf. Er war ebenfalls losgefahren und steuerte die LEONIE
wieder Richtung Sneek. Auf dem Weg nach Sneek würde er an Ijrnsum vorbeikommen und so bot es sich an,
dass wir uns bei AQUALUX treffen könnten.
Als wir im Hafen von AQUALUX eintrafen, wurden wir wie immer sehr freundlich und herzlich von Nicole und
Anne Bangma begrüßt. Da wir noch ein wenig Zeit hatten, nutzten wir die Gelegenheit und inspizierten "unser
nächstes" Schiff: die AQUA ISARA.Sie lag im Hafen und wartete ebenfalls auf Gäste. Die geschossenen Fotos
sind unter Törnbericht 12 abgelegt. Wir sind uns sicher, dass wir im August eine tolle Woche mit unseren
Freunden aus Oberschleißheim verbringen werden. Am Schiff sollte es nicht liegen… 8-)
Nachdem wir unsere Sachen an Bord der AQUA AMOR verstaut hatten, bog auch schon ein Schiff in den Hafen
ein, dessen Silhouette ich sofort erkannte:
Die LEONIE, mit Werner, Monika und Fabian an Bord, hatte den Hafen von AQUALUX gefunden.
Ich hatte Nicole Bangma vorher natürlich um Erlaubnis gebeten, ob es für eine ganz kurze Zeit möglich wäre,
wenn die LEONIE anlegen würde. Sie gab uns ihre Zustimmung.
Werner bugsierte die LEONIE fachmännisch in die Box und fixte mit seiner „Crew“ die Leinen. Alles super
geklappt. Prima Manöver! Nun konnten wir uns das erste Mal persönlich die Hände schütteln und begrüßen.
Hatten wir doch bis dato "nur" regelmäßigen und ausgiebigen e-Mail-Kontakt. Die drei von der LEONIE machten
auf Anhieb einen sehr sympathischen Eindruck. Wir luden sie auf einen Kaffee an Bord der AQUA AMOR ein.
Nicole Bangma von AQUALUX hatte bereits Kaffee für uns an Bord auf dem Achterdeck vorbereitet (Standard
bei jeder Ankunft!).
Beim Kaffee konnten Werner und Familie uns dann ihre erlebten Geschichten berichten. Sie hatten in den letzten
2 Wochen zahlreiche Situationen erlebt, die erwähnenswert waren.
Sicherlich die bemerkenswerteste Story war, dass das eingebaute Heckstrahlruder der LEONIE, als es zwingend
erforderlich war, den Dienst versagte!!!
Die Akkus des Heckstrahlruders waren komplett leer, und das kurz nach Übernahme der Leonie…
Wie sich später bei der Abgabe der LEONIE herausstellte, scheint es laut Aussage von Waterpoort, ein
bekanntes Elektrizitätsproblem im Heimathafen der LEONIE zu geben.
Das Aufladen funktioniert manchmal nicht…!
Das Ergebnis dieses bekannten Problems ließ sich nun am Rumpf der LEONIE deutlich erkennen.
Die Schrammen waren eigentlich nicht so schlimm, aber wie sie entstanden sind, schon.
Nachdem Werner diese Situation berichtete, schauten wir uns den Rumpf ihres Schiffes genauer an. Dabei
stellte ich fest, dass die LEONIE gar nicht blau gestrichen war, sondern in einem dunklen violett!
Ich bekam gefühlten „Augenkrebs“! Oder war es doch blau und der alte Anstrich schimmerte durch? Keine
Ahnung, es sah aus, wie violett! Grrrr! Wer es mag!
Ich fand, das Weiß hat ihr wesentlich besser gestanden, aber auch wenn ich mich wiederhole: das ist meine
ganz persönliche Meinung.
Nun gut. Nachdem wir den Kaffee komplett gekillt hatten, überlegten wir, wo wir übernachten wollten. Ich schlug
vor, dass wir uns in der Nähe des Chinarestaurants im Aqua Village legen.
Auf den Weg dorthin befinden sich 2 Tankstellen, an denen Werner die LEONIE vor der Abgabe noch tanken
könnte.
So machten wir es. Kaum, dass wir die Maschinen gestartet haben, fuhren wir mittels flinker Schraube nach
Sneek. Über PMK (Princess-Margriet-Kanal) und Sneeker Meer kamen wir schnell voran.
Ablegemanöver aus dem Hafen von
AQUALUX an Bord der AQUA AMOR.
Die LEONIE mit Fabian am
Steuer im "Schlepptau" "Schleichfahrt"
in der Schleuse von Terherne.
Das Sneeker Meer.
Die AQUA AMOR an ihrem ersten Liegeplatz. Christoph ist auch schon da.
Die LEONIE in Sneek. Werner, Monika und Fabian auf dem Weg zur AQUA AMOR.
In Sneek angekommen, mussten wir feststellen, dass beide Tankstellen bereits geschlossen hatten.
Also hieß es für Werner, Samstags morgens zeitig aufstehen. Nachdem wir beide Schiffe fest hatten, gingen
Werner und Familie noch schnell in den Ort. Wir reservierten für den Abend einen Tisch für 8 Personen beim
Chinesen. Es wurde ein leckerer und gemütlicher Abend, den wir im Anschluss, auf dem Achterdeck der AQUA
AMOR, ausklingen ließen.
Die Heizung sorgte auch abends für eine wohlige Wärme auf dem Achterdeck und so wurde es „etwas“ später…
Maschinenstunden: 1:15 h
Tagesetappe: 16 km
Nach einer kurzen Nacht verabschiedeten wir uns am Samstag, den 30.04.2011 bei Werner, Monika und Fabian.
Sie mussten "ihr" Schiff nun abgeben.
Frühstück auf dem Achterdeck. Fabian, Werner und Monika kommen zum Abschied nehmen noch einmal rum.
Als die LEONIE aus unserem Sichtfeld verschwand, frühstückten wir auf dem Achterdeck.
Bei herrlichstem Sonnenschein und Temperaturen um 15 Grad Celsius war das auf dem, komplett
verschließbaren Achterdeck, überhaupt kein Problem.
Um 10:35 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Lemmer. Um nicht nur über den PMK zu fahren, was
zweifelsfrei der kürzeste und schnellste Weg gewesen wäre, entschied ich mich für die Tour "über Land". Wir
fuhren durch Sneek nach Ijlst. Durch Ijlst hindurch machten wir uns auf den Weg Richtung Heeg.
Der Wind hatte über Nacht ordentlich aufgefrischt. Er blies kräftig mit ca. 5 bft. von backbord querab. Wir fuhren
auf eine Brücke zu, die geschlossen war, weil der Brückenwärter Mittagspause machte. Das kannten wir schon
von unseren letzten Touren. Wie sonst auch, wollte ich vor der Brücke festmachen. Wie immer auf der linken
Kanaluferseite. Rechts befindet sich eine Werft. An ihr lagen ein Binnenschiffer und ein historischer
Hafenschlepper.
Also linke Kanaluferseite, trotz heftigem Seitenwind...
Die Anfahrt ans Ufer klappte, trotz starkem Wind, gut. Ich gab Gabi ein Zeichen, mit der Hilfsleine an Land zu
gehen, um die AQUA AMOR zu fixen.
Kaum, dass Gabi an Land war, machte die AQUA AMOR auch schon wieder Anstalten, sich von Land zu
entfernen. Bei dem starken Seitenwind auch kein Wunder.
Was folgte, ist für mich als Skipper nach wie vor d e r Albtraum.
Schiff weg von Land.
Teile der Crew noch an Land!
Geht gefühlt gar nicht! So geschah es aber nach langer Zeit mal wieder.
2006, bei meiner ersten Bootstour, gerade im Besitz des druckfrischen SBF Binnen, gab es mit der PEGGY eine
ganz ähnliche Situation. Damals traf es Tom.
Nachdem Gabi es, in meinen Augen, nicht vermochte, die AQUA AMOR an Land zu fixen, fragte ich sie auf
meine „wie immer charmante Art“, warum sie das nicht hin bekam?
„Schatz, weil hier keine Festmachringe sind!“
„Kann doch gar nicht, die waren doch sonst immer da! Guck doch noch einmal!“
„Schaaahhhaaaaatz! Nein! Da sind keine Ringdingsda!“
„Scheiße, dann nimm die Halterung von dem Gasschild, die da einbetoniert ist.“
Kurzen Moment später:
„Gahhaaabbbiiiii, wir treiben immer noch ab! Dicht holen, was machst DUUU denn da?“
„
I c h habe dicht geholt, aber die blöde Schildhalterung reißt aus dem Boden!“
„Schmeiss die Leine an Bord, ich fahre neu an! Verdammte Axt!“
2 weitere Versuche, die AQUA AMOR an Land festzumachen, scheiterten ebenfalls...
Ich entschied mich für den Hafenschlepper auf der anderen Uferseite. Ich brauchte fast gar nichts machen. Der
Wind machte das Manöver quasi von allein. Gabi ging über die noch immer geschlossene Brücke und kam über
das Werftgelände wieder an Bord.
Nun galt es, erst einmal durchzuatmen und den Puls auf Normalmaß zu reduzieren.
Diese misslungenen Anlegemanöver musste ich ganz klar auf meine Kappe nehmen!
Warum auch immer, hatte ich mich dieses eine Mal auf meine "Erfahrung" verlassen. Im todsicheren Glauben,
dass dort immer noch Festmachringe sind, habe ich es vor dem Anlegemanöver versäumt, die Anlegestelle mit
dem Fernglas nach Festmachpunkte auszuspähen.
Wie man liest, ein ärgerlicher Fehler.
Die Spundwände waren erneuert worden.
Die Festmachringe noch nicht wieder da.
Mea culpa!
Ich erklärte übrigens fortan den Wind zu meinem FREUND und versprach meiner Crew, den Wind zukünftig zu
nutzen und nicht gegen ihn zu arbeiten. Wie sich noch herausstellen sollte, war das eine kluge Entscheidung.
Kurze Zeit später tauchte der Brückenwärter wieder auf, gab für uns den Weg nach Heeg frei, so dass wir
unsere Reise fortsetzen konnten.
Vorbei an Woudsend und Sloten liefen wir nun Lemmer an. Da Koniginendag war (30.04.), konnte man davon
ausgehen, dass Lemmer rappelvoll sein würde. Kurz vor der ersten Brücke von Lemmer, befindet sich der
Gemeendehaven auf der rechten Seite. Hier gab es noch genügend Anlegeplätze. Sollte es in Lemmer
tatsächlich nicht möglich sein, einen Liegeplatz zu ergattern, würden wir unsere AQUA AMOR dort festmachen.
Im Gemeendehaven hatten wir schon ein paar Mal übernachtet. Keine schlechte Alternative, lediglich mit einem
Fußweg von max. 10 min. verbunden, um in den Ortskern zu kommen.
Doch unser primäres Ziel war ja der Ortskern. Die erste Brücke öffnete sofort für uns. Als wir an der zweiten
Brücke ankamen, entrichteten wir unsere 5 Euro Brückengeld. Ich fragte den Brückenwärter im Vorbeifahren, ob
überhaupt noch Liegeplätze frei wären. Er meinte, dass im Hafenbecken vor der Schleuse noch etwas frei sein
könnte. Nachdem wir die letzte Brücke passiert hatten, bestätigte sich die Vermutung des Brückenwärters. Vor
dem „Centrum Eetcafe“ waren noch Liegeplätze frei.
Unter den wachsamen Augen zahlreicher Gäste des Eetcafes legten wir, sicherlich zum Ärger einiger Zuschauer,
die auf ein Spektakel warteten, total unspektakulär an. Soll ja Skipper geben, die ihr Charterschiff im Griff
haben…(manchmal!) :-)
Die AQUA AMOR vor dem Eetcafe "Centrum" in Lemmer. Davor der "wagemutige" Segler.
Keiner hatte mein Brückenanlegemanöver Stunden vorher gesehen und das ist gut so! 8-)
Kaum hatten wir die Leinen gefixt, rauschte aus der Schleuse ein Segler mit einem „Affenzahn“ auf die
Kanalmauer zu. Der Vorschotmann war scheinbar etwas überfordert und so versuchte das 7 m Boot, furchtlos
die Kanalmauer nach rechts zu verschieben, das gelang aber nicht.
Ich fragte von Land aus den Skipper, ob ich ihm helfen dürfte. Er nahm dankend an und so war auch das
Anlegemanöver kurze Zeit später erledigt.
Mittlerweile habe ich es mir angewöhnt, den Skipper zu fragen, ob ich helfen kann. Ich habe nämlich feststellen
müssen, auch bei dieser Tour, dass einige Skipper da etwas "eigen" sind.
Warum ? Stolz, Skipperehre? Egal, muss man akzeptieren…
Nach Erledigung der Anlegemanöver gingen wir zum gemütlichen Teil über. Abends kehrten wir in einer Pizzeria
ein. Auch an diesem Abend ließen wir es uns auf dem Achterdeck gut gehen.
Wenn man kein italienisch spricht, klingt Cozze al Vino
irgendwie doof! Oder nicht?
Fahrzeit: 3:45 h
Tagesetappe: 31 km
Am Sonntag, den 01.05.2011, legten wir nach ausgiebigem Frühstück um 10:25 Uhr ab. Wir mussten Christoph
in Sneek wieder absetzen. Er war ja am Freitag nachgekommen, da er als „freischaffender Künstler“ noch in
seiner Anwaltskanzlei Termine hatte. Da wir kurzfristig, quasi vor Ort, noch einen Tag dran gehangen hatten und
nun bis Montag an Bord der AQUA AMOR blieben, hieß es für Christoph, Abschied nehmen.
Ich ließ die AQUA AMOR teilweise unter Standgas Richtung Sneek fahren, damit Christoph wenigstens noch
etwas von dem Tag an Bord hatte.
Ich bog vom PMK auf den Houkesloot ab. Da Christoph Freitags sein Auto beim Chinesen abgestellt hatte, wollte
ich möglichst nah wieder anlegen. Wir hatten Glück. Der Anleger, an dem wir 2 Tage zuvor festgemacht hatten,
war frei. Es lag lediglich davor noch ein ca. 12 m langes Schiff, dass sich "etwas" sehr breit machte. Eine nette
Herausforderung für mich...
Mein neuer FREUND, der Wind, blies kräftig querab. Ein ähnliches Fiasko wie vor der Brücke galt es, trotz der
gefühlten Herausforderung, zu vermeiden.
Ich hatte da eine Idee… :
Auf den Anleger zu fahren, abstoppen, dabei das Ruder links herum, in den Wind fahren und dann mit
FREUNDESHILFE rückwärts mit unserer Steuerbordseite an den Anleger.
Ich hätte natürlich auch die Backbordseite nehmen können, aber das kann ja jeder! 8-)
Dem Skipper auf dem 12 m Boot stand die blanke Panik ins Gesicht geschrieben, als er uns auf sich zukommen
sah.
C h a r t e r b o o t a l a r m !
Ich stoppte auf, legte das Ruder herum und wartete auf meinen FREUND…
Der ließ sich nicht lange bitten und drückte uns sachte Richtung Box. Mit einigen wenigen Gasstößen und
Rudereinschlägen lagen wir fest. Der Skipper des 12 m Bootes atmete erleichtert auf.
Die AQUA AMOR hat mit Freundeshilfe hinter dem 12m Boot angelegt. Ich hab aber auch was gemacht...
Christoph packte seine Sachen und machte sich leider schon wieder auf den Heimweg.
Kaum, dass Christoph von Bord war, mussten wir auch schon wieder los. Wir wollten den zusätzlichen Tag
nutzen, um Grouw noch eine Besuch abzustatten. Wir legten nach 15 min. Landaufenthalt wieder ab und
machten uns auf den Weg.
Die AQUA AMOR im Hellinghaven von Grouw.
In Grouw angekommen, sahen wir vor uns einen nahezu leeren Hafen am Pikmeer. Der Wind beutelte die dort
liegenden Schiffe arg von der Seite. Hier wollte kaum einer liegen! Ich fuhr in den Kanal, der links vom
PMK/Pikmeer abzweigt. So gelangt man entweder zu einer kleinen Uferpromenade, der gern als Anleger benutzt
wird, oder in den Hellinghaven. Der war nun mein avisiertes Ziel.
Der Kopfsteiger, an dem wir schon einmal mit der AQUA MAGNUS lagen, war durch die SEAHORSE von
Yachtcharter Veldmann belegt. Direkt neben der Seahorse war aber eine Doppelbox frei. Da ich mit der AQUA
MAGNUS bereits in diesem Hafen auf der Stelle gedreht habe, war für mich klar, das "kriegste mit der AQUA
AMOR auch hin".
Also mit dem Bug in den Teil des Hafenbeckens gesteuert, wo die frei Box war. Aufgestoppt und dann unter
"neugieriger visueller Anteilnahme" der umliegenden Skipper mittels Bug-und Heckstrahler die AQUA AMOR auf
dem Teller gedreht. Danach kam mir wieder mein FREUND Wind zur Hilfe.
Um eine weitere "Orgelei" mit Bug und Heckstrahler zu vermeiden (eigene Skipperehre!), legte ich die AQUA
AMOR nun mit althergebrachter Methode rückwärts in die Box. Guck mal, geht doch!
Das Festmachen gestaltete sich etwas schwierig, klappte dann aber doch. Damit mir die AQUA AMOR nicht zu
sehr in der Box hin und her pendelte, legte ich eine Leine um die Klampe einer Nachbarbox. Waren doch noch
viele Boxen frei. Die Wahrscheinlichkeit, daß ich eine "fremde Klampe" belegte, war somit gering.
Doch ich hatte nicht mit einem Niederländer gerechnet! Obwohl noch 11 Boxen frei waren, legte er sich direkt
neben uns!
Total Banane der Typ, aber o.k.
Die Box war ja frei, konnte er ja machen.
Da er ein ähnliches Problem mit dem Pendeln seines Bootes hatte, nahm er nun "kackenfrech" "meine" Klampe,
so dass ein Gebilde "handwerklichen Geschickes" entstand, dass es ja eigentlich, allein schon aus
Unfallvermeidungsgründen, im Hafen nicht geben sollte... Egal, wir waren alle gelenkig und kletterten bei Bedarf
über "dieses handgeklöppelte Meisterding"!
Seemanschaft? Was`n datt?
Maschinenstunden: 4:45h
Tagesetappe: 43 km
Klöppeln für Anfänger: So etwas passiert,
wenn man als erster ankommt und die "falsche"
Klampe benutzt. Mein Nachbar hatte ein ähnliches
Pendelproblem und nun "unsere" Klampe benutzt.
Abends kehrten wir im Porkys ein. Hierhin kommen wir immer wieder gerne. Uns gefällt die mehr als gute Küche
und das total urige Ambiente. Am Montag den 02.05.2011 war eigentlich Joure geplant. Aufgrund des weiter
aufgefrischten Windes (6-7 bft.) blieben wir aber im Hafen und genossen die Ruhe. Einen kleinen
Einkaufsbummel später, machten wir uns dann auf den Rückweg zum Heimathafen der AQUA AMOR. Wie
legten um 16 Uhr dort an und entluden alles. Nach einer kleinen Reinigung des Schiffes (lasse ich mir nicht
nehmen!) übergab ich die AQUA AMOR wieder an Nicole Bangma von AQUALUX. Eine kleine Überraschung
gab es dann doch noch.
Anne Bangma hatte die AQUA AMOR wieder aufgetankt. Die Zapfsäule zeigte 132 l Diesel an! Ups! Das machte
180 Euro. Das waren mal eben 100 Euro mehr, als ich kalkuliert hatte:
Zählt man die Maschinenstunden zusammen, kommen wir auf eine Gesamtstundenzahl von 9:45 h. Innerhalb
dieser Zeit legten wir an den drei Fahrtagen 90 km über Grund zurück. Daraus resultieren folgende Werte:
132 l Diesel geteilt durch Maschinenstunden ergibt einen "Verbrauch" von 13,54 l/h.
Oder 132 l Diesel geteilt durch zurückgelegte Strecke 90 km ==> 1,47 l/km.
Wir hatten jeden Abend die Heizung (Dieselbefeuert) an, die lief aufgrund der Tatsache, daß wir abends gerne
auf dem Achterdeck saßen, im Dauermodus. Diesen "Luxus" zahlt man mit einem gehörigen Dieselverbrauch.
Für unsere nächsten Touren heißt das: mehr Pullover einpacken!!! :-) (Sollte im August nicht unbedingt
erforderlich sein! Hoffentlich!). Da sind wir für eine Woche auf dem Schiff und ich habe in der Vorkalkulation
lediglich 150 Euro für Diesel berechnet... Schauen wir mal.
Zu meiner Ehrenrettung sei aber bitte schön auch erwähnt, dass wir die kommende Tour bereits letztes Jahr im
Juli gebucht haben. Da standen an der Tankstelle noch ganz andere Preise angeschlagen als heute!
Fazit der Tour:
Ich denke, dass mit Ausnahme der missglückten Anlegeversuche, welche, wie schon weiter oben erwähnt, ganz
klar auf meine Skipperkappe gehen, alle Beteiligten Spaß an der Tour hatten.
Ich für meine Teil schon, habe ich doch auch wieder viel gelernt.
So werde ich in Zukunft wieder zu meiner altbewährten Verhaltensweise zurückkehren und vor jedem
Anlegemanöver die Anlegestelle oder Box genau inspizieren. Zur Not mit dem Fernglas.
Zum anderen muss ich an meiner Kommunikation arbeiten. Da meine Crew schon öfters mit mir als Skipper
gefahren ist, bin ich manchmal, wie selbstverständlich, davon ausgegangen, dass meine Crew weiß, was ich von
ihr will, bzw. was sie als nächstes tun soll. Somit blieb mein Skippermund stumm. Das funktioniert an Bord eine
Schiffes aber nur sehr eingeschränkt. Schließlich sind wir alle nur Freizeit"schiffer".
Bei Profis gehört das zur Routine. Aber wir machen das ja als Hobby, da darf auch mal was schief gehen.
Wo bliebe denn dann der ganze Spaß, wenn mal was gut klappt...???
;-)
Euer Skipper-Titus!
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