© Skipper-Titus 2020
Törnbericht 8
Schiff: AQUA MAGNUS
Vercharterer: AQUALUX (www.aqualux.nl)
Zeit: 23.10.-26.10.2009
Crew: Friedhelm, Margret, Josef, Christa, Martina, Christoph, Gabi, Skipper-Titus, Bella
Unser geplanter Törn im Oktober stand unter der Überschrift:
Wir brauchen ein größeres Schiff und somit auch eine Verchartereralternative ! ! !
Unser bisheriger Vercharterer EURO-CHARTER hat Schiffe in der gesuchten Größe nicht im Angebot. Also
hieß es e-Mails schreiben, Internetrecherche wurde betrieben. Mehrere Vercharterer kamen in die engere Wahl.
Letztendlich entschied zum größten Teil meine Frau. Sie entdeckte, auf einer nett gemachten Seite, die AQUA
MAGNUS. Wir setzten uns mit AQUALUX in Verbindung und kamen schnell überein. Binnen 2 Tagen stand
alles fest!
Am 7. Oktober trafen wir uns zu einem gemütlichen Abend. Es sollten die kulinarischen Geschmäcker für das
Bordfrühstück und den „Between“- Mahlzeiten besprochen werden. Bei einer selbst gekochten Hühnersuppe
und dem ein oder anderen Gläschen Wein wurde es gemütlich...
Unser erstes Crewtreffen, vor dem Törn mit der AQUA MAGNUS.
Ich schrieb fleißig mit und es stellte sich mal wieder heraus, dass es leicht sein würde, die Crew zu versorgen.
Es gab Niemanden, der aus der Art schlug. Ein total einfacher Einkauf war vorhersehbar. Bei unserem Törn
durften wir mal wieder zwei neue Crewmitglieder an Bord begrüßen: Margret und Friedhelm. Es stellte sich im
Laufe des Törns heraus, dass sich Beide hervorragend integrierten und sich für keine Arbeit zu schade waren.
Ob es das Decken des Frühstückstisches oder der Abwasch war. Stets waren auch sie mit dabei. Prima, weiter
so! :-) Nachdem ich am Mittwoch vor der Tour alle Einkäufe erledigt hatte, ging es am Freitag, dem 23.10.2009,
um 11:30 Uhr los. Alle standen pünktlich vor dem Haus, es mussten nur noch Kleinigkeiten verstaut werden und
die Damen noch einmal auf das WC…
Wir kamen trotz Rückreiseverkehr zügig durch. Sowohl in NRW, als auch in Holland, gingen die Ferien zu
Ende. Die Straßen waren voll. In Holland wurden sogar auf den Autobahnen die rechten Seitenstreifen
freigegeben. So konnte der Verkehr fließen und es entstand kein Stau. Wir kamen trotz des vielen Verkehrs
bereits um 14:15 Uhr in Lemmer an. Hier machten wir einen Zwischenstopp.
Auf dem Parkplatz des Gemeendehavens in Lemmer. Fahrzeugwechsel ist angesagt.
Christoph stellte seinen PKW auf dem Parkplatz des Gemeendehavens ab. Dies war erforderlich, da Christoph
und Martina nur bis Sonntag bleiben konnten. Wir hatten für den Sonntag eh geplant, in Lemmer zu sein. So
bot sich dieser Zwischenstopp an. Dadurch konnten wir eine Rundfahrt durch Friesland hinlegen und mussten
die Tour nicht unterbrechen. Nach 5 Minuten ging es weiter Richtung Jrnsum. Dort kamen wir um 15 Uhr an.
Wir waren viel zu früh! Aber besser eher da, als noch stundenlang im Stau stehen.
Familie Bangma nahm es locker, sie war gerade dabei, die AQUA MAGNUS für uns herzurichten. Nicole
Bangma kam bei unserer Ankunft auf uns zu, begrüßte uns alle ganz herzlich und bat um etwas Geduld. Mein
Eindruck, den ich von Nicole Bangma am Telefon und den zahlreichen e-Mails bekommen hatte, bestätigte
sich. Sehr nett! :-)
Die Crew steigt aus und knipst erst einmal die AQUA MAGNUS. Bella kratzt`s kaum, die muss mal...
Die Wartezeit, bis wir auf das Schiff konnten, vertrieben wir uns mit der „In-Augenschein-Nahme“ der anderen
Schiffe, die noch im Hafen lagen. Alle Schiffe befanden sich, trotz der langen Saison, in guter bis sehr guter
Verfassung. Das habe ich schon schlimmer gesehen.
Friedhelm und Gabi lassen die AQUA MAGNUS auf sich wirken...
Als wir nach 30 Minuten an Bord gebeten wurden, wartete auf uns bereits der gedeckte Kaffeetisch auf dem
Achterdeck. Auch sehr nett... Nicole ging mit mir durch das Schiff und erklärte mir im Groben schon einmal die
wichtigsten Dinge. Sie schlug vor, erst einmal alle Sachen an Bord zu bringen, um dann anschließend eine
Einweisung vorzunehmen. Diesen Vorschlag nahmen wir an. Da wir alle irgendwie ganz „gallig“ auf „Schiffchen
fahren“ waren, ging alles rasend schnell. Binnen 15 Minuten waren alle Sachen an Bord in den Kojen verstaut.
Nach dem Schriftkram im Büro, gingen Nicole Bangma und ich noch einmal gemeinsam auf das Schiff. Nun
bekam ich als Skipper die eigentliche Einweisung. Sie war sehr ausführlich und locker. Nach ungefähr 20
Minuten waren wir fertig und bereit zur Abfahrt. Mein Skipperherz schlug etwas schneller, als ich den Schlüssel
der AQUA MAGNUS umdrehte und die Maschine anwarf. Der Motor lief ruhig, man nahm ihn kaum war.
Was kann dieser Knopf? Skipper-Titus beim Ablegemanöver in Jrnsum
Nachdem ich meiner Crew in die einzelnen Leinen eingewiesen hatte, ging es los. Das Ablegemanöver nutze
ich sofort, um mir ein Bild von der Manövrierbarkeit der AQUA MAGNUS zu machen. Ich spielte erst einmal ein
wenig mit allem, was mir so zur Verfügung stand. Schließlich musste es im nächsten Hafen sofort klappen. Und
der war nur 20 Minuten entfernt. Also viel Zeit für „Spielereien“ hatte ich da nicht. Unser erstes Etappenziel hieß
Grouw und war nur 5 km entfernt.
Wir machen uns auf den Weg nach Grouw. Friedhelm hat das Ruder übernommen.
Wir verließen den Heimathafen der AQUA MAGNUS um 17 Uhr. Da wir noch viel Zeit hatten, lief die Maschine
im Standgas. Trotzdem fuhren wir mit ca. 6,5 km/h Richtung Grouw.
Impressionen auf dem PMK Richtung Grouw.
Bereits um 17:45 Uhr liefen wir in den Hellinghaven von Grouw. Das ist ein kleiner Passantenhafen hinter dem
bekannten „Teehuis“. Wir hatten Glück. Ein Boot, das am Kopfsteiger festgemacht hatte, legte ab und gab so
den kompletten Anlegesteg frei. Das war auch gut so. Schließlich ist die AQUA MAGNUS mit ihren 16,50 m
Länge nicht gerade als Schiffchen zu bezeichnen. Ich fuhr in das Hafenbecken. Der ein oder andere Skipper im
Hafen traute seinen Augen nicht und harrte der Dinge die da kommen könnten. Ich ließ mir nichts anmerken
und drehte das Schiff im Hafenbecken auf dem Teller. Anschließend fuhr ich die AQUA MAGNUS rückwärts an
den Steg und wir machten total unspektakulär fest. Die SEH-Skipper verzogen sich wieder hinter die Gardinen,
nichts war passiert. Gut so! Das erste Anlegemanöver war überstanden. Alle hatten prima mitgemacht. So soll
es sein.
Die AQUA MAGNUS macht sich im Hellinghaven von Grouw richtig breit. Hier liegen sonst zwei Schiffe
hintereinander!
Nachdem wir uns „aufgehübscht“ hatten, gingen wir in den Ort und kehrten im „Porky`s“ ein.
Wer meine anderen Törnberichte schon gelesen hat, weiß, dass wir dort regelmäßig einkehren. Mir gefällt die
Atmosphäre des „Porky`s“ und das Essen ist sicherlich bemerkenswert. Was die beiden Köche in ihrer kleinen
Küche zaubern, ist phänomenal. Die Bedienung ist sehr zuvorkommend und man muss nicht lange auf die
Getränke warten. Der Abend wurde lang. Am Ende standen 241 Euro auf unserer Rechnung. Wir hatten aber
auch einen Hunger! Seeluft macht hungrig. Und wenn es nur eine ¾ Stunde Fahrzeit war. Egal. :-)
Leider etwas unscharf, aber so gemütlich
ist es im Porky`s...
Tagesetappe: 5km
Maschinenzeit: ¾ h
Wetter: Leicht bewölkt, sonnig, 15-16 Grad Celsius, Wind aus SW, 1-2 Bft.
Da wir Tags zuvor keinen „Havenmeester“ getroffen hatten, machte ich mich am Morgen des 24.10.2009, um
10 Uhr auf den Weg zum „Havenkantoor“. Den „Havenmeester“ kenne ich bereits von unseren letzten Touren.
Er fragte mich nach der Nummer unserer Liegestelle. Ich sagte: „ 52 bis 54!“. Er hob die Augenbrauen. „Wie is
de Naam van de Ship?“ „AQUA MAGNUS mijn Herr“! antwortete ich ihm. Er guckte mich an und fragte „und wie
is de lenght van de boat?“ „16,50 m“, verkündete ich mit stolzgeschwellter Skipperbrust. Nun hatte ich ihn
soweit. Er ließ den Schreiber los, stand kurz aus seinem Stuhl auf und konnte, "vis a vis" zu seinem
Havenkantoor, die AQUA MAGNUS direkt vor sich in seinem „kleinen“ Hafen sehen… Ich hätte losbrüllen
können. Hatte ich innerlich einen Spaß! Ich bezahlte 22 Euro Hafengebühr und verließ einen sichtlich
fassungslosen Hafenmeister.
Im Hafen selber verbrauchten wir lediglich 0,50 Euro für Strom, da an der Energiesäule noch 3 weitere Lampen
brannten, und wir uns diesen Strom dankbar „einverleibten“.
Nachdem alle ihre Geschäfte erledigt hatten (Hund Bella und die Mädels), legten wir um 11:05 Uhr von Grouw
ab und machten uns auf den Weg. Unser nächstes Ziel hieß Stavoren.
Gabi übt schon einmal rasantes Kurvenfahren mit der AQUA MAGNUS. Keine Bange, wir lagen noch fest
vertäut im Hellinghaven von Grouw... :-)
Gabi und Christoph wollten unbedingt frische „Mosselen“ (Muscheln) essen. Die hatte Gabi in Stavoren im
Sommer gegessen und schwärmte noch heute davon. Auf dem Weg nach Stavoren passierten wir Sneek, Ijlst,
Heeg, Heeger Meer und De Fluessen. In der Marina Stavoren hatte ich 2 Tage vor unserer Tour angerufen und
einen Platz für uns reservieren lassen. Um 16 Uhr legten wir in Stavorens Marina an.
Unser reservierter Liegeplatz in der Marina Stavoren. Direkt vor der Rezeption.
Die nette Dame von der Rezeption half uns sogar beim Anlegemanöver. Sie bat mich, möglichst bald zur
Rezeption zu kommen, da sie bereits Feierabend hatte. Wir bezahlten einen „Freundschaftspreis“. Sie rief
25,10 Euro auf. Für das Schiff und 2 Personen. Ich fragte noch einmal nach. Schließlich waren wir und das
hätte sie sehen müssen, mit 8 Personen an Bord! Sie grinste und sagte, dass das der Nachsaisonrabatt wäre.
O.k.! Ich bezahlte 26 Euro und ging wieder an Bord. Man bekommt beim Bezahlen eine Marinaübersicht
ausgehändigt. Auf dieser Übersicht sind, u.a. auch die Toiletten und Duschgebäude verzeichnet. Da wir den
Hafen bereits kannten, brauchten wir diese Übersicht eigentlich nicht, ich nahm sie trotzdem an mich für die
nächsten Törns. Für die piekfeinen Duschen braucht man nichts bezahlen. Man kann duschen, solange man
will. Es gibt für den Sommer auch Kaltduschen. Wenn der Lorenz mal so richtig knallt, ist das bestimmt eine
tolle Abkühlung. Dass so eine Dusche auch missverstanden werden kann, war mir allerdins neu. Eines meiner
weiblichen Crewmitglieder ging in die besagte Kaltdusche (steht groß und breit auf der Tür “Kaltwaterdouche”)
und wundert sich, warum da kein warmes Wasser raus kommt???? Sie deibelt ohne Ende, bis sie merkt, was
gebacken ist. O.k.?! Alles wird gut! Gabi hat es fast weg gehauen vor Lachen...
Bei einem Blick auf die Anzeigen der AQUA MAGNUS blieben spätabends meine Augen auf der Tankanzeige
kleben. Sie zeigte nur noch Reserve an! Entweder hatten wir ein riesiges Loch im Tank, oder die Anzeige war
defekt, bzw. klemmte. Wir hatten gerade mal 5,45 h hinter uns gebracht. Das konnte einfach nicht sein. Wir
malten uns die abstrusesten Dinge aus. Das ging bis zum Dieselklau im Hafen von Grouw…. 1300 Liter Diesel
weg? Ach watt!!! Kannnnn nich´!
Am wahrscheinlichsten war aber wohl eher meine Vermutung, dass der Schwimmer der Dieseltankanzeige
klemmen könnte. Ein Telefonat mit AQUALUX am nächsten Morgen sollte das klären. So war es dann auch.
Anne Bangma erklärte mir ausführlich das Problem: Das Problem sei seit Kurzem bekannt und wird in der
Winterpause behoben. Den Schwimmer kann man nur richtig reparieren, wenn man den Tank komplett öffnet.
Um aber den Chartergästen den permanenten Dieselgeruch während der Saison, zu ersparen, wurde die
Reparatur auf die Winterpause verlegt. Das macht Sinn! Ich rieche Schiffsdiesel zwar gerne, aber 24h den
Geruch in der Nase zu haben, ist auch nicht schön. Die Erklärung leuchtete uns allen ein und somit waren wir
beruhigt. Prima Anne! Verständliche und nachvollziehbare Erklärung. Damit kann ein Skipper hervorragend
leben! Kein Palaver, sondern erklärt, was wirklich Sache ist. Weiter so! :-)
Während unser Fahrt über das Heeger Meer erledigte sich das "Schwimmerproblem" dann von selbst: wir
kreuzten die Bugwellen eines zügig entgegenkommenden Schiffes und siehe da: die Tankanzeige funktionierte
wieder einwandfrei. Der Schwimmer war wieder frei und tat fortan, ohne weitere Aussetzer, seinen Dienst. Geht
doch! :-)
Da wir alle Hunger verspürten, machten wir uns auf den Weg. Die 1,2 km bis zum „It Haerehuis“ kamen einem
Crewmitglied "etwas" weiter vor. Ich debattierte mit ihm, konnte ihn aber scheinbar nicht von seiner Meinung
abbringen. Weder Google Earth, noch die amtliche Fryslan-Karte vom ANWB und der darauf ausgezirkelte
Weg, konnte ihn überzeugen… Er blieb dabei. Das waren mind. 2 km.! Basta! O.k. ????? Sei es drum.
Aber auch ich blieb dabei: Es sind trotzdem nur 1,2 km! Auch Basta !!! :-)
Martina, Christa, Christoph, Friedhelm und
Bella beim Studium der Gedenktafel für
den abgestürzten Piloten, deren Maschine
vor Stavoren im Schlick gefunden wurde....
(liegt das Wrack noch drin?)
Im „It Haerehuis“ angekommen, kannte die Enttäuschung meiner Frau keine Grenzen. Es gab keine
Muscheln!!! Meine Frau war sauer! Wir gingen trotzdem rein und speisten wirklich sehr gut. Alle wurden satt.
Auch hier war unsere Rechnung wieder deutlich über 200 Euro. Auf unserem Weg zurück zum Schiff, bekamen
wir den Hintern so richtig nass. Es war ein widerlicher Sprühregen, der durch alle Ritzen den Weg bis zum
Schlüpfer fand. Selbst unsere BELLA war restlos bedient. Sie hatte zwar keinen Schlüpfer an, das Fell triefte
aber ebenfalls aus allen Fellspitzen. Alle wollten nur noch auf das Schiff. Bei Wein und Knabbereien ließen wir
den Abend gemütlich ausklingen.
Tagesetappe: 48 km
Maschinenstunden: 5,45 h
Wetter: stark bewölkt, Regen, 12-13 Grad Celsius, 4-5 bft.
Am Sonntagmorgen, dem 25.10.2009, legten wir nach einem ausgiebigen Frühstück um 10:35 Uhr ab. Frisch
geduscht in den wirklich sehr sauberen Duschen der Marina Stavoren, machten wir uns auf den Weg nach
Lemmer.
Wäre der Wind weniger gewesen, hätten wir den Weg über das Ijsselmeer genommen. Da wir aber Windstärke
4-5 bft hatten und uns das schon in der Wettervorhersage vor der Tour bekannt war, hatten wir auch kein
Ijsselmeerpaket gebucht. Somit blieb uns dieser Weg verwehrt. Niemand sollte bei mehr als 4 bft. auf dem
Ijsselmeer mit einer Motoryacht schippern. Zu gefährlich! Wir zogen den Weg über das Binnenmeer „De
Fluessen“ und dem Heeger Meer vor. Bei strahlend blauem Himmel und Temperaturen um die 18 Grad in der
Sonne, konnte man es sich auf dem windgeschützten Achterdeck gemütlich machen.
Chilling-Area auf dem Oberdeck. Gabi, Christa, Margret und Freidhelm genießen die Sonne, "Olli" fährt.
Christoph und Martina genossen die Sonne auf dem „sonnenüberfluteten“ Vorschiff. Bei 16,50 m Länge des
Schiffes war für jeden ein Plätzchen zu finden.
Woudsend und Sloten hatten wir durchfahren, als wir in Lemmer einliefen. Vor der ersten Brücke sahen wir
Christophs Auto wieder. Es stand noch an der Stelle, wo wir es am Freitag abgestellt hatten. Im
Gemeendehaven von Lemmer waren noch zahlreiche Liegeplätze frei, so dass ich beschloss, nach Lemmer
rein zu fahren. Sollten wir in Lemmer keinen Liegeplatz mehr bekommen, würden wir uns in den
Gemeendehaven legen. An der zweiten Brücke bezahlte mein Vater die 5 Euro Brückengeld. Wir konnten uns
einen Liegeplatz aussuchen. Entweder war nichts mehr los in Lemmer, oder wir waren früh dran. Egal. Ich
drehte die AQUA MAGNUS im Kanal „auf dem Teller“ und machte an der Seite mit dem neuen Bäcker fest. So
konnten wir innerhalb von 1 Minute auch an den neu gebauten Toiletten und Duschen sein. Prima!
Unser Liegeplatz in Lemmer. Achtet mal im Hintergrund auf die Häuser. 3 Häuser sind genauso breit wie die
AQUA MAGNUS lang ist (na gut, optische Täuschung...)
In dem Haus mit dem grünen Fenster befindet sich neuerdings ein Bäcker. In dem Haus mit dem roten Plakat
an der Fassade befindet sich in einem Nebeneingang an der Seite der Dusch-und Toilettenbereich vom VVV.
Die Wassertankanzeige hatte sich merklich nach links bewegt, so dass wir nur noch halb volle Wassertanks
hatten. Kurz nach unserer Ankunft kam schon die Hafenmeisterin. Ich bezahlte 21 Euro Liegegebühren.
Christoph und ich machten uns auf den Weg, sein Auto vom Parkplatz des Yachthafens zu holen. Wir fanden in
Lemmer tatsächlich einen Parkplatz nur 50 m von der AQUA MAGNUS entfernt. So mussten Christoph und
Martina ihre Sachen nicht allzu weit schleppen. Sehr gut! Die Crew machte einen Ausflug durch den Ort,
während ich begann, das Schiff mit Wasser zu „bebunkern“.
Fast 600 Liter tankte ich nach. Mit dem restlichen Wasser spülte ich das Oberdeck. Während meine Crew nach
ihrem Ausflug in den Ort schon wieder im Trockenen saß, stand ich mittlerweile im Regen und hielt den
Schlauch für das Trinkwasser. Hätte ich mal in der Schule besser aufgepasst! :-)
Bella lässt sich beim Wasserbunkern
liebend gerne "puscheln"
Kurz darauf gingen wir gemeinsam in den Ort, auf der Suche nach einem Restaurant, dass Muscheln auf der
Karte hatte. Wir wurden im dritten Restaurant fündig. Es war die Pizzeria, von der wir Anfang des Jahres bereits
eine Pizza direkt auf das Achterdeck serviert bekamen. Es stellte sich heraus, dass diese vermeintlich kleine
Pizzeria ein ellenlanger Schlauch war, der in einen mit Wein bewachsenen Wintergarten endete. Es gab so ca.
100 Sitzplätze. Danach sah der Laden von außen gar nicht aus. Wichtig: Hier gab es die von Gabi favorisierten
Muscheln.
Gab ahnt, sieht die "Mosselen" auf der Karte und freut sich...
Zusammen mit Christoph wurden 2 kg Muscheln verspachtelt. Mein Einwand, dass Gabi ja viel mehr Muscheln
gegessen hätte, als Christoph, gipfelte in einer Zählaktion. Beide zählten ihre leeren Muschelschalen; 61:57
Sieg für Gabi! Respekt! Nach diesem opulentem Mahl machten sich Christoph und Martina auf den Heimweg.
Wir rollten auf das Schiff und ließen uns im Salon den restlichen Wein schmecken.
Tagesetappe: 40 km
Maschinenstunden: 4:15h
Wetter: strahlend blauer Himmel, bis 18 Grad, 2-3bft., gegen Nachmittag vereinzelt Regenschauer, auf dem
Heeger Meer Böen bis 4-5 bft.
An unserem letzten Tag machten wir uns um 11:50 Uhr auf den Weg. Wir passierten die erste Brücke. Zwischen
der ersten und der nächsten Brücke fanden Kanalbauarbeiten statt. Die linke Uferseite wurde komplett neu
gemacht. Dadurch mussten die Boote, die sonst links lagen, alle auf der rechten Seite festgemacht werden.
Das ging nur in Zweierreihen. Die Baufirma hatte auf der linken Seite mehrere Baggerschuten. Sie blockierten
somit die linke Uferseite. Zu allem Übel kam auch noch eine Schute an der linken Seite hinzu, die an den
längsseits gefixten Baggerschuten verzurrt war. So blieb nur noch ein sehr schmaler Spalt, durch den wir
hindurch mussten. Es blieben auf beiden Seiten lediglich 20 cm. Das war verdammt eng. Wir mussten sogar die
Fender wieder hoch holen, sie waren zu dick! Hektische Flecken auf meinem Gesicht zeugten von meiner
Konzentration. Da war kein Platz mehr für Fehler. Die wären teuer gekommen (750 Euro Kaution). Nach
Passage dieser Engstelle verlief die restliche Fahrt nach Jrnsum ruhig. Wären nicht zwischendurch 2
Regenschauer runter gekommen, bei denen unser, an Bord installiertes, Windmessgerät Windstärke 10
anzeigte, könnte man fast von einer langweiligen Rückfahrt sprechen. So kam noch einmal Stimmung in die
„Bude“. Von Backbord kam eine Wasserwand auf uns zu, die, ehe wir uns versahen, aber auch schon über uns
hinweg war.
Einen Zwischenstopp in Sneek verwarfen wir, weil auch Sneek unter einer dicken Regenwolke lag. Keines
meiner Crewmitglieder war scharf auf Wasser von oben. Wir hatten alle noch genug Wasser in den Ohren von
Stavoren. Einen geplanten Zwischenstopp auf dem Startereiland verwarfen wir ebenfalls wieder. Das
Restaurant auf Startereiland hatte bereits zu. Somit entschieden wir uns, auf direktem Weg nach Jrnsum zu
fahren. Kündigten die Wolken doch bereits den nächsten Schauer an. Also mit flinker Schraube durch die
Hochwasserschutzschleuse von Terhorne und den restlichen PMK hinauf. Im Heimathafen der AQUA MAGNUS
fuhr ich in eine Seitenkanal und bugsierte die AQUA MAGNUS rückwärts an ihren Liegeplatz.
Die AQUA MAGNUS zurück an ihrem Liegeplatz in Jrnsum bei AQUALUX.
Da die Türen der Hundehütten offen standen, befürchteten wir, dass die Wachhunde von AQUALUX frei umher
liefen. Gabi wollte nicht wirklich gerne an Land, um die Leinen zu fixen. Erst nach mehrmaligem Zusichern,
dass ich den kompletten Hafen nach den „Bestien“ scannen würde, ließ sie erweichen und kletterte an Land.
Als das Schiff fest war, wollte ich mich telefonisch bei AQUALUX ankündigen. Außerdem wollte ich sicher
gehen, dass die Hunde uns nicht angreifen würden. Sämtliche Tore im Hafen waren zu, nur das der Hunde
nicht! Als ich meinen Blick in die Runde schweifen ließ, stellte ich fest, ein Crewmitglied fehlt!
Mein Vater war in aller Ruhe an Land gegangen und wollte schon einmal das Auto holen.
Ich bekam die Krise! Hatte ich doch klar gesagt, dass ich erst einmal anrufen wollte, wegen der Hunde. Dies tat
ich dann umgehend. Die Hunde waren in einem anderen Stall eingeschlossen, dass konnte man aber nicht
erkennen. Ich konnte Entwarnung geben und Vater wieder von Bord lassen.
Tagesetappe: 33 km
Maschinenstunden: 4 h
Wetter: stark bewölkt, starke Regenschauer bei 3-4 bft. in Böen bis 10 bft(!)
Anne Bangma kam und hieß uns willkommen. Er tankte die AUQA MAGNUS auf. Gespannt verfolgte ich, wie
viel Diesel im Tank verschwanden. Nach 85 Litern war bereits Schluss. Ich hatte zwar nicht alle Zahlen im Kopf,
aber 85 l Diesel war, kurz überschlagen, relativ wenig. Da hatte ich mit mehr gerechnet.
Kommen wir zur Endabrechnung:
Insgesamt zurückgelegte Strecke: 126 km
Maschinenstunden insgesamt : 14 h
Daraus ergeben sich folgende Werte:
Durchschnittsgeschwindigkeit: 9 km/h
Durchschnittsverbrauch: 6,07 l/h
Angegeben war die AQUA MAGNUS mit ca. 8 Litern pro Stunde. Trotz 9 km/h haben wir somit einen mehr als
respektablen Verbrauchswert erzielt. Bedenkt man die Größe des Schiffes, ist der Verbrauch sehr gut. Wir sind
oftmals im Standgas gefahren. Mehr war entweder eh nicht erlaubt, nicht erforderlich bzw. gewünscht. Lediglich
bei höheren Windgeschwindigkeiten, lag der Hebel 1-2 mal auf dem Tisch. Dann tut sich die AQUA MAGNUS
laut Aussagen von Nicole und Anne Bangma aber auch „freundliche“ 22 l/h rein. Davon waren wir, Gott sein
Dank, weit entfernt. :-)
Nachdem wir das Schiff verlassen hatten, fuhren wir nach Sneek und kehrten beim Chinesen im Aqua Village
ein. Anschließend fuhren wir in 2:30 h wieder heim.
Mal ein kurzer Einblick in die Finanzen:
Jedes Crewmitglied hatte 300 Euro vorab gezahlt. Nach Rückgabe des schrammen- und beulenfreien Schiffes
erhielten wir unsere Kaution in Höhe von 750 Euro zurück. Zusammen mit dem nicht verbrauchten Geld für
Brückengeld, Liegeplatzgebühren und Geld für Lebensmittel, bekam jedes Crewmitglied 114,50 Euro zurück!
Somit hat das Wochenende für jeden 185,50 Euro gekostet (inklusive Schiffsdiesel, Verpflegung an Bord,
Brückengeld, Liegeplatzgebühren). Und zwar auf einem Schiff, dass uns allen super gefallen hat. Vor allem
dem Skipper-Titus… :-)
Fazit:
Mit so einem großen Schiff muss man schon genau überlegen, wo man lang fährt, gar keine Frage. Ob man in
der Hauptsaison auch so einfach einen Liegeplatz bekommt, möchte ich bezweifeln. Aber aufgrund der
hervorragenden Einrichtung der AQUA MAGNUS „überlebt“ man auch ganz bequem eine Nacht an einem
Marekritte-Liegeplatz. Wenn man vorher dementsprechend einkauft, ist auch die Hauptsaison mit ihren vollen
Häfen kein Problem.
Alles in Allem eine rundherum gelungene Tour. Soweit meine Crew es mir gemeldet hat, waren sie alle
begeistert. Sei es das Schiff, die Strecke, einfach alles. Das hört man als Skipper sehr gerne…
P.S. Hier noch einmal ein paar andere „Verbrauchswerte“, man merkt, wir hatten die Hälfte Frauen an Bord… :-)
4 Fl. Rotwein, 5 Fl. Prosecco, 1 Fl. Frizzantino, 4 l Milch, 5 Fl. Cola, 6 Fl. Wasser, 3 Fl. Apfelschorle, 20 Eier, 5
Brote, 3 Pckg. Käse, 7 Pckg. Wurst, 2 Gläser Marmelade, 8 Rollen Toilettenpapier :-)
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